Eine Kultur des Verweilens: Das österreichische Kaffeehaus

Eine Kultur des Verweilens: Das österreichische Kaffeehaus

“Was muss man im Café? Nur sein. Man kann fast alles, aber man muss fast nichts. Das Café ist ein Freiheitsraum. Der Mocca ist nur der Eintrittspreis.” (Hans Weigel, Wiener Schriftsteller und Theaterkritiker, 1908 – 1991)

Österreich: Eine der großen Kaffeekulturen

Bei der italienischen Art des Kaffeetrinkens nimmt man das belebende Getränk zwischendurch oder nach dem Essen an der Theke stehend zu sich. Im Gegensatz dazu ist die österreichische Kaffeehauskultur auf Verweilen ausgerichtet. Das lässt sich nicht nur am Verhalten der Einheimischen erkennen, die stundenlang die beruhigende Atmosphäre genießen. Man sieht es auch an den Accessoires. In einem traditionellen österreichischen Kaffeehaus laden auf Zeitungshalter gespannte Tageszeitungen dazu ein, länger zu bleiben und zu lesen.

Interieur im österreichischen Kaffee
Zeitungsständer im Kaffeehaus

Die typische Erfahrung im Kaffeehaus

Zu jedem Kaffee gehört ein Gläschen Wasser, das man sich (so oft man möchte) kostenlos nachfüllen lassen kann – eine Tradition, die den Studenten das Lernen im Kaffeehaus ermöglichen sollte. In von Touristen frequentierten Kaffeehäusern kann es Dir passieren, dass Du für das Nachfüllen einen kleinen Betrag bezahlen musst. Auch die Einrichtung ist “to stay”. Gemütliche Sitzbänke und gepolsterte Stühle, von den Jahren dunkel gefärbtes Holz, altehrwürdige Kronleuchter, schwere Spiegel, verschnörkelte Kleiderständer, Tische mit Marmorplatten und verspielte Wandverzierungen strahlen das Gegenteil von Hektik aus.

Zitat von Thomas Bernhard im Cafe
Zitat auf einer Speisekarte

Im Reich des Oberkellners

Selbst die charmanten Floskeln und freundlichen Redewendungen der traditionell etwas förmlich gekleideten Oberkellner brauchen einfach etwas mehr Zeit. Der Kuchen wird nicht einfach aus der Speisekarte ausgewählt. Meist stehen die Sorten gar nicht darauf. Man begutachtet die Auswahl in aller Ruhe in einer Glasvitrine und teilt dem “Herrn Ober” seine Entscheidung mit. Apropos “Herr Ober”. Es lohnt sich, neben dieser korrekten Anrede für den Kellner noch ein paar andere Fachausdrücke zu kennen. Wie in jedem Land, weiß man es auch hier zu schätzen, wenn Du Dich mit den Eigenheiten auseinandersetzt. Ein “Gespritzter” ist zum Beispiel Wein gemischt mit Soda oder Mineralwasser. Marillen sind Aprikosen, “Schlagobers” bedeutet “Sahne” und die Fahrkarte zu Deinem Lieblings-Kaffeehaus bekommst Du in der Trafik, dem Kiosk.

Kaffeehäuser in Österreich: Typisches Ambiente
Speisekarte

Genuss ohne Hetze

Die beste Zeit für das Kaffeehaus-Verweilen ist für mich das Frühstück. Du solltest Dir dafür bis Mittag Zeit nehmen – zum Genießen, Entspannen und Beobachten. Und falls Du lieber erst mittags hingehst: In jedem Kaffeehaus gibt es auch eine kleine Auswahl an Speisen. Diese Tradition geht auf das Jahr 1813 zurück. Österreich schloss sich Napoleons Embargo gegen England an und verlor im Gegenzug den Zugang zu Kaffee. Um zu überleben, begannen die Kaffeehäuser, Wein und Speisen anzubieten. Als das Embargo ging, blieb das Wein- und Speisenangebot.
Aber selbstverständlich stehen Kaffee und Kuchen im Kaffeehaus an erster Stelle.

Kuchen in Östwerreich
Köstliche Torte

Das Land der unzähligen Kaffeespezialitäten

Österreich hat sehr viele unterschiedliche Kaffeespezialitäten, selbst wenn man die speziellen Kreationen der einzelnen Kaffeehäuser nicht mit einrechnet. Ein Kaffeehaus, das etwas auf sich hält, hat selbstverständlich mindestens ein koffeinhaltiges Getränk mit dem Namen des Hauses auf der Karte. Die Galerie ist deshalb noch lange nicht vollständig. Aber wir haben uns vorgenommen, sie nach und nach zu komplettieren – natürlich nur mit kaffeehaltigen Getränken, die wir selbst ausprobiert haben.

Tippe mit der Maus auf das Bild und erfahre, um welche der vielen Kaffeesorten Österreichs es sich handelt!

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Text: Christian Hollweg
Fotos: Ricarda Hollweg

4 thoughts on “Eine Kultur des Verweilens: Das österreichische Kaffeehaus

  1. Kaffee to stay statt to go, wunderbar. Danke Dir für diese Wortschöpfung. Ich übernehme sie gerne

    1. Ricarda Christina Hollweg

      Lieber Robert,

      danke, das bedeutet uns viel. Liebe Grüße aus dem Wiener Kaffehaus in München 🙂

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